Mittwoch, 18. Januar 2017

Darf es noch etwas Gewissen zu Ihrem Wein sein?!

Da war es also nun. Das gewonnene super Luxus-Wellness-Wochende im Super-Luxus-Hotel in Berlin. Ich hab mich drauf gefreut. Also echt. Zu Beginn musste ich gleich feststellen, Berlin ist irgendwie nicht meins. Hamburg, das hat irgendwie in jeder Ecke Charme. Aber Berlin - ist irgendwie so Berlin. Aber man muss ja auch nicht alles mögen ;-)

Für ein 5-Sterne Hotel, in dem das Zimmer für die Nacht 470 Euro (ohne alles) kostet, könnte man schon einiges erwarten. Deshalb fand ich es auch etwas befremdlich, dass man eigentlich nicht wirklich freundlich war an vielen Enden und Ecken, es auf den Fluren nach Klo stank und das Frühstück in jedem 2-Sterne Hotel besser wäre. Das aber nur am Rande.

Was mich wirklich und wahrhaftig bewegt hat, war folgendes:

Besondern abends in dem Super-Luxus-Restaurant ist mir diese Dekadenz, der überflüssige Luxus und die Ungerechtigkeit des Lebens extrem aufgefallen. Mir ist nahezu der Appetit vergangen, als ich mich umgesehen habe, in die Gesichter geschaut habe der Menschen, die ganz offensichtlich ständig in solchen Restaurants, Hotels und Bars verkehren. Der 18 Jährige am Tisch nebenan, der die nächste Flasche Champagner orderte, um seiner jungen Freundin zu imponieren. Die zwei Pärchen am Tisch gegenüber, die sich langweilten an Ihren Ehepartnern, aber erfreuten am jeweiligen Gegenüber des anderen Ehepaars. Das Paar, wo ich ihr niemals unterstellen wollen würde, dass sie - Mitte 20, gut operiert, getunt und gekleidet - nicht den End-50er mit dickem Geldbeutel wirklich liebt. Wirklich traurig gemacht hat mich aber diese Familie, Vater, Mutter, Oma und dieser vielleicht 11 Jährige Junge. Sichtlich gelangweilt und bestimmt auch nicht begeistert vom Essen (es gab weder Pommes, noch sonst irgendetwas, was Kinder lieben oder zumindest mögen könnten). Er sah aus, als müsste er dringend  mal im Matsch spielen. Am liebsten hätte ich mir ne Jeans über mein Kleid gezogen und ihn gefragt, ob wir ne Runde bolzen wollen.

Letztendlich hat mir aber etwas anderes fast die Luft genommen. In diesem Moment, als mir der Kellner diesen super teuren Wein einschenkte (wie es sich gehört, Flasche zeigen, mini Probierschluck einschenken, dann noch kleineren richtigen Schluck einschenken), kam mir das alles so unfassbar überflüssig vor. Während ich dort saß und versuchte mich anständig zu benehmen, das Essen ein Vermögen kostete (auch wenn ich es nicht bezahlen musste) und der Kellner vor uns buckelte, als wären wir die Könige der Welt....in diesem Moment gehen auf anderen Teilen der Welt die Bomben runter, Menschen haben nicht mal den Zugang zu sauberem Trinkwasser, Kinder verhungern...

Irgendwie kann es das nicht sein. Das ist nicht meine Welt. Und es sollte nicht unser aller Welt sein. Eine Welt, wo Menschen in flauschigen Bademänteln durch Hotels laufen, um sich im Whirpool mit Champagner volllaufen zu lassen oder 6-jährige mit Louis Vuitton Taschen vor dem Hotel stehen und warten, dass sie ihre Limousine wieder nach Hause oder sonst wohin bringt. Und zur gleichen Zeit Kinder um ihr Leben bangen müssen, nicht nur, weil in ihrem Land vielleicht Krieg herrscht, sondern weil sie nicht einmal genug Essen und Trinken haben.

Heute lag ich in meiner heißen Wanne, mit einem Glas Wein und einem guten Buch und es kam mir so luxuriös vor, wie nie. Heißes Wasser, sauber, ein Glas Wein, ein Buch. Und schon fast kam es mir unwirklich vor, dass es mir so verdammt gut geht.

Dieses Wochenende hat mit gezeigt, dass dieser Luxus es nicht wert ist. Dass er überflüssig ist und sinnlos. Ich hoffe, wir kommen irgendwann alle dahinter, wie wir diese Welt besser machen können. Und das nicht vor allem für uns (denen es im allgemeinen wirklich mehr als verdammt gut geht), sondern vor allem auch für die, denen es nicht mal annähernd so gut geht wie uns.

Ich zähl auf Euch!

"Ein reicher Mensch ist einer, der weiß, dass er genug hat" [Laotse]


Keine Kommentare: