Freitag, 24. April 2015

Das kann uns keiner nehmen...

Gerade ist mir etwas komisches passiert...

Vor mehr als 20 Jahren war ich Teil einer Clique bei uns im Stadtteil. Wir haben uns am Sportplatz in einem alten Eisenbahnwagon getroffen, der dort extra für die Jugend platziert war. Dieser wurde im Prinzip von Generation zu Generation weiter gegeben, auch mein Bruder hat dort schon einen Teil seiner Jugend verbracht.

Mit der Zeit - wahrscheinlich nicht unüblich - zerstreuten sich unsere Wege. Ich war, glaube ich, die letzten Male 1995/1996 dort, danach hatte ich den ersten ganz richtigen Freund und der wohnte einfach ganz woanders.

Nun hat sich einer dieser Freunde von damals gedacht, das Medium "Facebook" auch mal dazu zu nutzen, wofür es wirklich gut ist und hat Rund um diese Zeit eine Gruppe gegründet. Schnell fanden sich zahlreiche Mitglieder und es tauchten unglaubliche Bilder aus dieser Zeit auf. Nach kurzer Zeit gründeten sie sogar noch eine Whats-App Gruppe und seitdem stehen morgens auf meinem Handy meist weit mehr als 200 Nachrichten.

Worauf ich aber mit dieser kleinen Vorgeschichte eigentlich hinaus will ist folgendes:

Ich denke und habe erfahren im Leben, dass man ganz oft nur eine gewisse Zeit zusammen geht und sich dann die Dinge verändern. Das kann im Beruf so sein, in Partnerschaften und eben auch in Freundschaften. Das muss, für mein Empfinden jedenfalls, nicht immer etwas Schlechtes sein. Die gemeinsame Zeit als etwas Gutes hinzunehmen, evtl. auch nur Erfahrungen daraus zu ziehen und dann weiter zu gehen, da das Leben noch so vieles zu bieten hat, finde ich einen durchaus zufriedenstellenden Gedanken.

Ich habe glaube ich zu keinem aus dieser Jugendzeit mehr wirklichen Kontakt. Richtig gestört hat mich das bisher nie. Was jetzt aber wirklich seltsam ist, ist, dass es sich gerade so anfühlt, als hätte ich erst gestern das letzte Mal die Tür zum Wagon zugeschlagen und würde einfach heute meine Freunde wieder sehen. Mit manchen von Ihnen habe ich mehr als 20 Jahre kein Wort gewechselt, bin ihnen nie über den Weg gelaufen. Bei manchen musste ich sogar erstmal überlegen, wer sie überhaupt sind...

Offensichtlich war genau diese Zeit eine sehr prägende Zeit im Leben. Gerade zwischen 12 und 16 Jahren findet man seine Eltern eher mal doof (Mum, Pepsi - ich liebe Euch ;-) ) und die Freunde sind die eigentlich Familie.

Und wenn ich jetzt im Moment - und wir haben uns noch nicht mal im Real-Life wieder gesehen, da das Treffen noch bevor steht - mit diesen Menschen schreibe und mich austausche, habe ich nicht mal annähernd das Gefühl, dass dazwischen zwei Jahrzehnte liegen.

Das überrascht mich, aber vor allem rührt es mich ungemein. Und in diesen Zeiten, wo alles hektisch und stressig ist und jeder sein Päckchen zu tragen hat, ist es ein großartiges Gefühl, gedanklich den Wagon zu betreten, sich auf ein schäbiges Sofa zu setzen, die Dose Karslquell aufzumachen und mit meinen Freunden eine Runde Uno zu spielen und über das Leben zu reden, welches damals noch so jung und frei war...

Schön, dass Ihr wieder da seid!!




Mittwoch, 15. April 2015

Und jedem Anfang...

"...Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,Um sich in Tapferkeit und ohne TrauernIn andre, neue Bindungen zu geben.Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben..."

...schrieb schon Herman Hesse. 

Und da ich es ebenso sehe, begebe ich mich mal wieder auf die Reise in einen neuen Abschnitt, meinem neuen Lebensrufe. 

In wenigen Tagen beginne ich meinen neuen Job. Und ich freue mich sehr, vor allem, da ich nun endlich mein "Leben" wieder bekomme. Statt nämlich von morgens um 6 Uhr bis abends um 19 Uhr unterwegs zu sein, fahre ich jetzt einfach läppische 15 Minuten zur Arbeit und dazu arbeite ich sogar noch ein paar Stunden weniger. 

Meiner Heimatstadt kehre ich damit in einem weiteren Punkt den Rücken. Was mich überhaupt damit noch verbindet sind meine Familie, einige Freunde und manch liebgewonnene Erinnerung. Dafür komme ich in meiner neuen Heimat noch ein Stück mehr an und das ist ein gutes Gefühl.

Auch wenn Hesse schreibt, man solle sich in Tapferkeit und ohne Trauern in neue Bindungen geben, sind diese letzten Tage für mich schwer. Ich habe in den drei Jahren nicht nur sehr viele fantastische Kollegen gehabt sondern auch echte Freundschaften geschlossen. Diese Menschen nicht mehr jeden Tag zu sehen und mit ihnen viel Freude und auch Ärger zu teilen, macht mich schon ziemlich sentimental. 

Dennoch ich geh` da weiter mit Hermann:

"...Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen..."


"...Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!"